Der Herbst in uns / Die schöpferirsche Qualität der Depression


Wer im Herbst mit offenen Augen durch die Natur schreitet, erkennt, dass sich die Grundstimmung in Klang und Farbe langsam zu ändern beginnt. Tag für Tag verwandelt sich das Grün der Blätter in sagenhafte Gelb- und Rottöne, bis zu dem Punkt des Loslassens, an dem die Laubbäume ihre Blätter verlieren. Was hier passiert, ist eine Verlagerung der Ressourcen von Außen (Yang) nach Innen (Yin), vom Blattwerk in die Wurzel, von der aktiven Jagd- und Fresszeit in den erholsamen Schutz des Winterschlafs. 

 

In der T.C.M. steht der Herbst für das Element Metall und die zugehörigen Organe sind Lunge und Dickdarm. Alleine dies ist schon faszinierend, denn das Organgeschwisterpaar entspricht dem feinsten (Lungen) und dem gröbsten (Dickdarm) Organ, dem Oben und Unten, in yogischer Anatomie dem प्राण prāṇa und अपान apāna.

 

Eine der herbstlichen Emotionsqualitäten ist eine depressive Energierichtung (deprimere - niederdrücken). Mit etwas Kreativität enthaltet das Wort Depression bereits die für diese Jahres- oder Lebenszeit heilsame Lebenweise - "Deep rest". In der Depression als energetischer Bewegungsimpuls liegt heilende Klärung, denn alles Überschüssige wird fallen gelassen, um Klarheit zu gewinnen und dem neuen Bewusstseinszustand angepasste Strukturen zu verwirklichen.

 

Die Qualität der Lunge entzaubert den Schleier alter Gedankengänge und Muster, enthüllt destruktiv alte Strukturen und bringt Ordnung, dies auf feinste, subtilste Art und Weise, mit und in einer Stille, die tief verborgen im Inneren herrscht und nur wahrnehmbar ist, wenn der Mensch sein Tun und Wirken dem natürlichen Fluss der jahreszeitlichen Energie anpasst. 

 

Verhaltet man sich entgegen der herbstlichen Qualität extroviertiert, nach außen sinnlich sich verzehrend, verliert man zum Einen die Fähigkeit "der Stille zu lauschen", der inneren Klärung und Ordnung und in Folge dieser "Orientierungs- und Ordnungslosigkeit" entsteht Anhaftung, das Unvermögen des Loslassens, denn für Loslassen (Dickdarm) bedarf es "einer klaren Sicht auf das Überflüssige, Verbrauchte, Alte, Desktruktive" (Lunge)  und im selben Atemzuge schwächt die Anhaftung (Dickdarm) die "Qualität des Erkennens" (Lunge).

 

Dies kann zu einer krankmachenden Qualität führen, Traurigkeit genannt, die schmerzhafte Empfindung, wenn das Leben etwas nimmt, die unfassbare, teils übermächtige Gewalt der Trennung, die Grenze zwischen der Welt und dem Menschen (Lunge - Haut), letztendlich ist dies die Vorbereitung auf die letzte und erste Frage: "Wer bin ich?".

 

Auf der feinstofflichen Funktionsebene kommt es im sogenannten oberen Erwärmer, der Bereich des Herzens (Freude) und der Lunge (Traurigkeit) dazu, das die Lebenskraft (Prana, Qi, Chi) nach unten und innen versickert und geradezu gelähmt wird (wohingehend die Freude bewegt und nach außen führt). Yogische Übungen in dieser Jahreszeit sind oftmals mit geschlossen Augen verbunden (schließen der Sinne nach Außen), vermehrten प्राणायाम prāṇāyāma; besondere Bedeutung liegt in der Harmonisierung und Stärkung der Geschwister Lunge und Dickdarm und auch im Praktizieren "des inneren Herzfeuers", jener Qualität der Freude, die im "windlosen Raum des Feuers" herrscht (im Gegensatz zur nach außen gerichteten Freude).

 

Speziell auf dieses Thema abgestimmte Kundalini Kriya Yoga Klassen und Prana Kriya Yoga Klassen findest du im Link eine Zeile tiefer:
https://www.lebens-welten.at/yoga/yoga-herbst-winter-2018/kundalini-kriya-yoga/

 

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