PRANAYAMA-VIDEO / Wenn WinniePuh erkennt, dass Honig klebt

PRANAYAMA, VIDEOS UND ÜBERHAUPT


Immer wieder wurde ich gefragt, ob ich nicht Pranayama-Videos meiner eigenen Praxis online stellen könnte. Rein meines frohlockend fröhlichen Gemütes wegen, habe ich es nun tatsächlich gewagt und getan, mit einem Ergebnis, welches so nicht und schon absehbar war, die Palette von "unpackbar fad" über todlangweilig bis "na oida" umspannend. Spannend für mich ist es allemal, weil ernüchternd und erhellend gleichzeitig. Es wird das letzte Pranayama-Video gewesen sein und dies hat durchaus kunterbunte Gründe.

Begeben wir uns also in die Rolle eines yogischen Einpersonenunternehmers und stellen uns die Frage, warum dieser Videos online stellt. In meinem Fall, als jemanden bei dem Gott sich als durchaus humorvoll gezeigt hat und mich in der Endproduktion unzureichend mit Bhakti-Qualitäten zu würzen vermochte, verwende ich Videos ausschließlich um Interesse zu wecken, auf Veranstaltungen hinzuweisen und um Einblick in spezielle yogische Techniken zu vermitteln, nicht aber weil ich ein edler Ritter der Herzen bin. 

 

Nun möge es dem Einen oder Anderen schon dämmern, speziell jenen HeldInnen, die sich das obige Video mit der Gefahr  narkoleptischer Erscheinungen bereits zu Gemüte geführt haben, dass diese durchaus zielorientierte Handlung des "Warum stelle ich ein Video online" in diesem konkreten Fall das Ziel nicht nur verfehlt hat, sondern vielmehr es implodieren ließ.

 

Interesse wollte ich wecken und auf meine Pranayama Workshops hinweisen. Das Video ist echt, pur, authentisch, genauso praktiziere ich Tag ein, Tag aus. Außen Highlight-befreit, staubtrocken; Innen jedoch ein Feuerwerk der Empfindungen, Eindrücke und eine Komplexität vergleichbar nur mit dem Steuerpult einer Miele Waschmaschine. Und fragt sich die lesende Person nun, hat es funktioniert, hat er sein Ziel erreicht? Hat er es? NEIN, es hat nicht funktioniert, GAR NICHT, ÜBERHAUPT NICHT!

 

Man braucht kein erfolgreicher Studienabbrecher oder Direktorin des austrophysikalischen Quantenquaksforschungszentrums zu sein, um den Grund des Scheiterns zu verstehen. Das Video ist LANGWEILIG. Monotone Musik. ZU LANGE. Ein Typ, charismatisches Feuer versprühend, das nur mit dem schwefeligen Duft schlecht gewordener Eier vergleichbar ist.

 

Noch einmal an dieser Stelle der Hinweis, dass das Video an Authentizität unmöglich zu übertreffen ist. Aber es funktioniert nicht! Da mein Hirn nicht auf den Kopf gefallen ist und mein Herz sich burzelbäumig überschlägt, wenn sich Menschen in meinen Yogaklassen & Workshops mit dem Pranayama-Liebesvirus infizieren, habe ich mich angepasst, geradezu assimiliert, schnittig-g'schmeidig, stählerner nackter Oberkörper, der Hauch der Kälte und der scharfe Klang des Atems, kurz und klar, und ein Eyecatcher Video gedreht. 

 

Betrachte hier noch einmal Video 1 oben, dann Video 2 unten, lass sie wirken, vielleicht erkennst auch Du den Unterschied!

Und nun werden Einige von einer wahrhaften Erkenntnis geradezu erschlagen sein. Nämlich jener, dass Video 2 visuell ansprechend, emotional stimulierend und "einfach scharf" ist. Nur, ganz ehrlich, wer bitte praktiziert mitten einem Nadelbaumwald mit bloßen Füßen, krabbelten und herumschwirrenden Insekten, mit einem Turbanpeppi am Kopf bei gleichzeitig abgelegter Oberkörperbekleidung? NIEMAND, außer wenn der Kameramann zu Besuch ist.

 

Abgesehen davon, dass ich mich selbst unglaublich gerne sehe und höre und Videobearbeitung zu einer meiner Top 3.761 Lieblingsbeschäftigungen zählt, funktionieren Pranayama-Videos einfach nur sehr bedingt. Warum? Einfach deshalb, weil Pranayama nur zu einem sehr kleinen Teil aus sinnlich wahrnehmbarer Handlung besteht.


Auf Video 1 zurückkommend, handelt es sich um folgendes spontan entstandene Set:

  • 54 x candra Kapalabhati mit anschließendem antarakumbhaka
  • 54 x surya Kapalabhati mit anschließendem antarakumbhaka
  • 100 x nadishodhana bhastrika mit anschließendem antarakumbhaka
  • 5 x purakarechaka mit matra 1:1
  • 5 x purakarechaka mit matra 1:2
  • 5 x purakakumbhakarechaka mit matra 1:1:1
  • 5 x purakakumbhakarechaka mit matra 1:2:2
  • 8 x Kapalabhati ujjayi mit anschließendem antarakumbhaka
  • 1 x puraka (1) : kumbhaka (4) : / recaka (2)
  • 5 x laut Bija LAM 5 x flüstern Bija LAM 10 x still Bija LAM 5 x flüstern Bija LAM 5 x laut Bija LAM

Das erscheint nicht sonderlich komplexer Natur und auf rein körperlicher Ebene bedarf es wahrlich keiner atemmuskulärer Präzisionsfeinmotorik, jedoch handelt es sich nur um das, was Du siehst und dies ist der kleinste Teil. Was unter der Sinnesoberfläche sich präsentiert ist jenes, welches Pranayama erst zum Leben erweckt.

 

Nehmen wir beispielhaft "candra Kapalabhati" zur Erklärung heran, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass nachfolgende Erklärungen sich auf diesen speziellen Tag UND auf die Abstimmung auf alle nachfolgenden Atemtechniken im Kontext zur Zielsetzung beziehen.

 

54 Mal hintereinander durch das linke Nasenloch akzentuiert-forciert auszuatmen ist durchaus eine Leistung jedoch fehlen beispielhaft nachfolgende Qualitäten (keine vollständige Liste):

  • Atemklang und Atemfarbe sind Widerspiegelung aller Mondqualitäten, wie Du sie erlebst und im Inneren zum Ausdruck bringst. Hier eröffnest Du einen völlig neuen Wahrnehmungsraum, dessen Schöpferin du bist.
  • Raumdimension-matra: Dadurch dass der Atemimpulspunkt in Apana Vayu angesetzt wird und somit die feinste Klangschwingung aller Kapalabhatis erzeugt wird, ist die Raumdimension 10 Finger und immer gleichbleibend
  • Mulabandha wird in der mittleren Variante konstant gezogen
  • Besondere Bedeutung bekommt hier noch (aus verschiedenen Gründen) das vordere Nabho Mudra, welches in einer Qualität gesetzt wird, als ob zwei Liebende sich küssen.

All diese Qualitäten erschaffen ein schier unendliches Spektrum, einen Wahrnehmungsraum der erkundet werden möchte. Im Äußeren siehst Du einen Körper sitzen und teils durchaus eigenartige Atemübungen machen, doch da bist Du bereits in einer völlig anderen Welt.

 

So, jetzt reicht es aber wieder. Das interessiert Dich? Komme einfach in meinen Workshop! Seid dabei!